Bereits seine 15. Auflage erlebte in diesem Jahr das Politische Saueressen der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis. Eingeladen werden hierzu jedes Jahr die Abgeordneten der Region auf Bundes- und Landesebene sowie die Fraktionsvorsitzenden in Stadt- und Kreisrat. Die Politik war dieses Jahr wieder äußerst zahlreich vertreten mit
Katja Mast MdB (SPD)
Gunther Krichbaum MdB (CDU)
Rainer Semet MdB (FDP)
Bernd Gögel MdL (AfD)
Dr. Erik Schweickert MdL (FDP)
Stefanie Seemann MdL (Grüne)
sowie den Fraktionsvorsitzenden aus Stadt-/Kreisrat Dr. Christoph Wichardt, Dr. Peter Pförsich, Dr. Marianne Engeser, Hans Vester, Michael Schwarz, Günter Bächle, Stefanie Barmeyer und Emre Nazil.
Das Saueressen fand dabei erstmals im „Weißensteiner Bahnhof“ der Eisenbahnfreunde Dillweißenstein statt.
Bereits in seiner Begrüßung ging Kreishandwerksmeister Frank Herrmann (Bild stehend) auf die derzeit eher unzufriedene Lage im Handwerk ein. Trotz voller Auftragsbücher sei die wirtschaftliche Lage als angespannt zu bezeichnen, da die Materialkosten davongallopierten und kostendeckende Angebotserstellungen immer schwieriger würden. Hinzu komme ein erheblicher Fachkräftemangel in nahezu allen Bereichen sowie eine zu langsam arbeitende Verwaltung mit einer immer weiter ausufernden Bürokratie. Diesbezüglich wurde seitens des Handwerks vor allem das aufwendige Antragsverfahren bei KfW-Fördermitteln hingewiesen. Die Prognosen für 2023 sehen laut Herrmann daher eher schlecht aus. „Unsere Betriebe haben Corona dank einer umsichtig agierenden Politik bislang gut gemeistert, wir werden auch die Ukraine- und die Energiekrise irgendwann hinter uns lassen. Was wir aber ohne Unterstützung durch die Politik nicht schaffen werden, ist den weiter fortschreitenden Fachkräftemangel zu stoppen bzw. umzukehren“. Dies erfordere laut Herrmann eines Umdenkens in der Gesellschaft, was die Gleichstellung von gewerblicher und akademischer Ausbildung anbelangt. Handwerk müsse endlich mehr in den Schulen, insbesondere auch in den Gymnasien präsent sein. Und die für die Berufsbildung zuständigen Lehrkräfte müssten verpflichtet werden, sich entsprechend weiterzubilden, selbst Praktika in Handwerksbetrieben zu leisten, um ihre Schüler kompetent beraten zu können, wenn es um deren Übergang von Schule in den Beruf gehe.
Alle Politiker stimmten diesen Aussagen weitgehend zu. Katja Mast brachte die Idee auf, im kommenden Jahr zu einem regionalen „Ausbildungsgipfel“ von Handwerk, Politik, Eltern- und Schülervertretern sowie Schulen einzuladen. „Wir müssen mal alle an einen Tisch bringen, um gemeinsam darüber zu diskutieren und Lösungen zu finden“, so Mast. Gunther Krichbaum sagte diesbezüglich zu, sich dafür einzusetzen, dass das Handwerk vor allem an den Gymnasien wieder mehr Beachtung finde.
Weitere Themenschwerpunkte waren der Klimaschutz und die Energiewende sowie das Berufsschulwesen in der Region. Bei Letzterem meldeten sich vor allem die Vertreter aus Stadt- und Kreisrat zu Wort. Ziel müsse es sein, weiterhin eine qualifizierte Ausbildung an den Berufsschulen in der Region zu ermöglichen, um künftige Fachkräfte auf die auch im Handwerk stattfindende Transformation vorzubereiten. „Standortentscheidungen dürfen künftig nicht mehr allein nur anhand von Schülerzahlen getroffen werden, sondern müssen vor allem die technische Ausstattung der in Frage kommenden Gewerbeschulen berücksichtigen“, so SHK-Obermeister Joachim Butz. „Zudem kann man es dem Steuerzahler bei weiter sinkenden Ausbildungszahlen nicht länger zumuten, innerhalb der Region gleich zwei Standorte für ein und dasselbe Berufsbild zu unterhalten“, so Butz weiter. Um keine weiteren Berufsbildungsgänge des Handwerks zu verlieren, wie erst unlängst bei den Fleischern geschehen, waren sich alle einig, dass man hier geschlossen als Region gegenüber dem zuständigen Regierungspräsidium auftreten müsse und nicht jeder sein „eigenes Süppchen“ koche.
Nach gut 2,5 Stunden teils „heiß“ geführter Diskussionsrunde lud KHM Herrmann nun alle zum traditionellen Saueressen ein, das von Metzgermeister Jürgen Ast bereits in der Wartehalle des historischen Bahnhofs nach altem Hausrezept gerichtet war.