Gut besucht war die diesjährige Mitgliederversammlung der Metall-Innung Pforzheim-Enzkreis. Innungsobermeister Thomas Hagenlocher (2. von rechts) konnte neben Kreishandwerksmeister Rolf Nagel (rechts) noch zahlreiche weitere Ehrengäste begrüßen, darunter auch zahlreiche wissenschaftliche und technische Lehrer der Alfons-Kern-Schule Pforzheim.
Nachdem der Obermeister in seinen Jahresrückblick vor allem auf die weltpolitischen Ereignisse der letzten Wochen und Monate einging, zeigte sich schon sehr bald, dass das Thema „Ausbildung“ an diesem Abend eine weitaus wichtigere Rolle spielen würde. So berichtete Jens Leubner, Lehrerbeisitzer im Prüfungsausschuss der Innung, über die Ergebnisse der letzten Gesellenprüfung. Leubner attestierte eine erschreckend hohe Abbrecherquote, weiter rückläufige Prüflingszahlen und teils mangelhafte Prüfungsleistungen. Zum Glück gebe es hier und da aber auch hervorragende Prüfungsstücke, was man alljährlich mit der Ausstellung der Gesellenstücke eindrucksvoll demonstriere.
Verschiedene Ausbildungsbetriebe monierten, dass der Unterricht in der Berufsfachschule derzeit massiv durch zwangszugeteilte Realschüler aus den AVdual Klassen gestörte werde. Der eine oder andere Ausbildungsbetrieb drohte gar damit, die Ausbildung ganz einzustellen, würde sich in nächste Zeit keine deutliche Besserung zeigen. Fachbereichsleiter Raphael Schuster (links) versuchte die Wogen zu glätten und wies auf die der Schule vom Ministerium auferlegte Beschulungspflicht für minderjährige Realschüler ohne Lehr- oder Praktikumsstelle hin. Hiervon gebe es allein an der Alfons-Kern-Schule derzeit an die 30 Schüler. „Erste Erfahrungen zeigen, dass diese Schüler das Berufsfachschuljahr lieber zum „Chillen“ nutzen, als sich ernsthaft mit der Berufsausbildung bzw. dem Unterricht zu beschäftigen“, so KH-Geschäftsführer Mathias Morlock. Ein Phänomen, das es nicht nur im Metallbereich und auch nicht nur an der Alfons-Kern-Schule gebe.
Nahtlos leitete Obermeister Hagenlocher zum zweiten Schwerpunkt des Abends über, nämlich der Integration von Flüchtlingen und deren Übernahme in Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse. Mit dem bei der Handwerkskammer Karlsruhe angestellten und vom Land geförderten „Kümmerer“ Jan Peter Kalus (2. von links) hatte man einen kompetenten Fachmann als Referenten zur Seite, der darüber informierte, wie eine gelungene Integration aussehen könne, was die Betriebe hierfür zu bedenken und zu tun hätten und wie er die Betriebe hierbei unterstützen könne.
Geschäftsführer Mathias Morlock legte die Jahresergebnisrechnung 2015 sowie den Haushaltsplan 2017 vor. Aufgrund eines im Bereich des Prüfungswesens erwirtschafteten Defizits wurde beschlossen, die Prüfungsgebühren moderat zu erhöhen. Ergebnisrechnung und Haushaltsplan wurden von der Versammlung einstimmig genehmigt. Morlock berichtete zudem von einer erfreulichen Mitgliederentwicklung. Einem Innungsaustritt standen 5 Neueintritte gegenüber.
Beratung und Service für das Handwerk
Lieber „chillen“ statt Ausbildung beginnen
- KH-Pforzheim News vom 17. November 2016
