Beratung und Service für das Handwerk

Das organisierte Handwerk mehr in den Fokus rücken

Gut besucht war das diesjährige Obermeistergespräch der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis. Insgesamt waren 16 von 20 Innungen mit ihrer Obermeisterin bzw. ihrem Obermeister vertreten. Mit dabei auch der neue Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Walter Bantleon (großes Bild stehend), sowie dessen direkter Nachfolger im Amt des Leiters Abteilung Recht, Carsten Buderer (siztend rechts daneben).

Die Sitzung fand in der Kantine des Neubaus der Firma Spittelmeister GmbH im Buchbusch in Pforzheim statt. Firmenchef und Kreishandwerksmeister Frank Herrmann ließ es sich dabei nicht nehmen, die ilustere Runde persönlich durch den imposanten Neubau zu führen. Dabei wurde auch über die derzeitigen Probleme wie Lieferengpässe, Materialknappheit und  Preissteigerungen gesprochen.

Nach dem Rundgang und einem gemeinsames Abendessen führte Herrmann in die Gesprächsrunde bzw. in das Gespräch mit der neuen Kammerführung ein. Im Mittelpunkt standen dabei Themen wie Fachkräftesicherung und -gewinnung, Nachwuchswerbung, Unternehmensnachfolge, Entbürokratisierung und Digitalisierung – auch bei der Kammer selbst. Thematisiert wurde zudem der Neubau der Bildungsakademie der Handwerkskammer in Karlsruhe, wo sich derzeit eine Lösung des Standortproblems abzuzeichnen scheint.

Den Innungen Unterstützung leisten möchte die Kammer künftig verstärkt mit ihrem Startercenter bei der Gewinnung neuer Mitglieder. Oder bei der Durchführung von Gesellenprüfungen, z. B. durch ein digitales Formularwesen und einer gemeinsam nutzbaren IT/EDV (Schnittstellen).

KHM Herrmann machte deutlich, wie wichtig es sei, dass man seitens der Handwerkskammern verstärkt auf die Bedeutung des organisierten Handwerks – sprich Innungen und Kreishandwerkerschaften – hinweise und dies dabei vielmehr an der Leistungsstärke und Ausbildungsbereitschaft der dort organisierten Betriebe festmache, als nur an den absoluten Mitgliederzahlen bzw. dem sich daraus ergebenden prozentualen Organisationsgrad.  „Es gibt Innungen, deren Organisationsgrad liegt bei nicht mal 30 Prozent bezogen auf Mitgliedszahlen und den absoluten Rolleneintragungen. Bezogen auf die Mitarbeiterzahlen, Umsatz und Ausbildungsleistung würde deren Anteil aber bei 80 Prozent und darüber liegen,“ so der Kreishandwerksmeister.

Weitere angesprochene Themen waren u. a. die AzubiCard, das Projekt ProGym, Ausbildungsbotschafter und Seniorenbotschafter, das Werkstadt-Camp der Kammer in Karlsruhe, welches man sich seitens einiger Obermeister/innen auch gerne in Pforzheim wünschte, sowie ein von der Landesregierung in Aussicht gestelltes 365-Tage-(EUR)Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.

Stefan Renz von der gleichnamigen Coachinggesellschaft Pforzheim führte gemeinsam mit Kfz-Innungsobermeister Timo Gerstel in die Bedeutung von Mitarbeitergesprächen  und Teambildung ein. „Mitarbeiter im Betrieb zu halten, ihnen quasi einen Mehrwert zu bieten und vor allem Wertschätzung zu geben, ist heute genauso wichtig, wie neue Mitarbeiter zu gewinnen“, so der Coach. Nur der Weg sei ein viel kürzer.

GF Matthias Morlock informierte noch über die erfolgreiche Nachwuchsplattform „www.handwerk-ist-geiler.de“ der Kreishandwerkerschaft, die momentan sehr gut ankomme und über die sich schon zahlreiche Jugendliche für ein Praktikum bzw. eine Lehrstelle beworben hätten. Er appellierte dabei an die Innungsvertreter, eingehende Anfragen zeitnah zu beantworten bzw. schnell mit den Anfragenden in Kontakt zu treten. „Die Jugend von heute tickt komplett anders als alle Vorgängergenerationen“, so Morlock. Sie seien digital unterwegs und erwarteten auf Anfragen schnellst möglich eine Antwort. Wenn nicht gleich eine Antwort komme, fühlten sie sich nicht ernstgenommen und verlören schnell das Interesse. Das könne man gutheißen oder auch nicht. „Aber, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, so Morlock.