Beratung und Service für das Handwerk

Friseure trotz Öffnungsaussichten unzufrieden

„Dann kann man auch gleich zulassen!“ , so die Meinung von Friseur-Innungsobermeisterin Nelli Butsch zu der in Aussicht gestellten Öffnung der Friseursalons zum 1. März 2021. Was von Presse und Poitik eigentlich als großer Erfolg für das Friseurhandwerk dargestellt wird, entpuppt sich bei näherer Betraschtungsweise mehr und mehr als ein Papiertiger. Zu vielfältig sind die Auflagen, welche an die Wiedereröffnung geknüpft sind. Denn im Falle einer Öffnung müssen alle Mitarbeiter für max. 75 Minuten eine FFP2-Masker tragen. Danach ist eine 30minütige Pause einzulegen, die im Freien an der frischen Luft abzuhalten ist. „Eine Kundin muss dann wohl während ihres Termins an eine zweite Fachkraft übergeben werden oder mit in die Pauses gehen,“ so KH-Geschäftsführer Morlock ironisch. Bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden kann ein Friseur da gerade mal 4 Kunden bedienen.

Zudem müssen pro Person im Salon zehn Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass ungefähr jeder zweite Friseurstuhl leer zu bleiben hat. Also, nicht nur weniger Kunden, sondern auch deutlich weniger zur Verfügung stehende Arbeitszeit, um diese zu bedienen. Das rechnet sich nie und nimmer, so die Innungsvertreter unisono in einem Gespräch mit dem Pforzheimer Kurier.

Wie bei all diesen Einschränkungen dann noch Raum und Zeit für eine sinnvolle Ausbildung verbleiben soll, ist den Innungsvertretern schleierhaft. Friseurmeisterin Regina Happel-Reiling bringt es auf den Punkt: „Ich hab dann doch lieber einen Kunden im Laden, als eine Auzubildende, die den Platz wegnimmt!“. Ob unter diesen Bedingungen im kommenden Lehrjahr überhaupt noch Auszhubildende eingestellten werden können, ist laut Prüfungsvorsitzendem Enzo Scarpello eher fraglich.

Schade, mit welchen Meldungen in der Corona-Pandemie Wahlkampf betrieben und um Wählerstimmen gebuhlt wird. Denn auch die so viel gepriesenen finanziellen Hilfen sind bei zahlreichen Friseurbetrieben bis heute noch nicht angekommen.

Mal sehen, wie viele Friseursalons am 1. März letztendlich ihre Türen öffnen, sofern sie finanziell hierzu überhaupt noch in der Lage sind. Manche wird die reine Verzweiflung und die finanzielle Not einfach dazu zwingen. „Denn die einzige Alternative wäre für viele der Weg in Hartz IV“, so die Obermeisterin.

 

Bild: Zeitungsbericht vom 15.02.2021 im Pforzheimer Kurier