Beratung und Service für das Handwerk

Handwerk im Gespräch mit der Rathausspitze

Aktuelle und wichtige Themen standen auf der Tagesordnung einer Videokonferenz mit Vertretern des lokalen Handwerks und der Rathausspitze der Stadt Pforzheim. Dieses Gespräch hat auf Wunsch der Kreishandwerkerschaft stattgefunden, da der für den Jahresanfang geplante Neujahrsempfang des Handwerks beim Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim coronabedingt nicht hatte stattfinden können. „Momentan gibt es einfach zu wichtige Themen, die dem lokalen Handwerk unter den Nägeln brennen, weshalb wir um dieses Onlinetreffen gebeten hatten“, so Kreishandwerksmeister Frank Herrmann. Die Stadt war dann auch mit Oberbürgermeister Peter Boch, Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn, Markus Epple von der WFG und Louis Goldmann, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters gut vertreten. Von Seiten des Handwerks nahmen Kreishandwerksmeister Frank Herrmann, sowie dessen beiden Stellvertreter Joachim Butz und Timo Gerstel und KH-Geschäftsführer Matthias Morlock teil.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand in erster Linie die Problematik der weiterhin abnehmenden Schülerzahlen in einigen Bereichen des Handwerks an der Alfons-Kern-Schule Pforzheim. Dies gilt für den Nahrungsmittelbereich, wo ja in diesem Jahr letztmalig eine Fleischerklasse beschult wird, ebenso wie für die Berufsbilder Schreiner und Metallbauer oder Friseure. Aber auch bei den Kfz-Mechatronikern berichtete Obermeister Timo Gerstel von weiter sinkenden Lehrlingszahlen. Lediglich die „grünen Umweltberufe“ erfahren aktuelle einen größeren Zulauf, wie z. B. Elektroniker oder Anlagenmechaniker SHK. Auch der Baubereich ist derzeit gut aufgestellt, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der lokalen Bau-Innung mit ihrem gut funktionierenden Bauzentrum in der Westlichen 81 ist.

Man war sich seitens Stadtverwaltung und Handwerk schnell einig, dass man hier alle Hebel in Bewegung setzen muss, umd die Ausbildungsberufe im Handwerk mehr in den Mittelpunkt bei der Berufsorientierung an den Schulen zu rücken. Insbesondere auch bei den Gymnasien, wo Handwerksberufe laut Joachim Butz bislang noch eine nur untergeordnete bis gar keine Rolle spielten. Aber auch die Betriebe müssen hier verstärkt in die Pflicht genommen werden, und wieder mehr Ausbildungsplätze anbieten. „Wenn es uns nicht gelingt, in diesen Bereichen die Lehrlingszahlen und damit die Schülerzahlen an den Berufsschulen zu steigern, dann wird mittelfristig nicht zu verhindern sein, dass sich das Regierungspräsidium über eine Zusammenlegung von Schulstandorten Gedanken macht, was dann auch zu Lasten einer z. B. top ausgestatteten Alfons-Kern-Schule gehen kann“, so Matthias Morlock. Sozialbürgermeister Fillbrunn sagte dem Handwerk hier vollste Unterstützung zu. Joachim Butz weist indiesem Zusammenhang darauf hin, „dass es nicht sein kann, dass bei der Entscheidung über eine Standortverlegung nur die Anzahl der Auszubildenden im jeweiligen Gewerk eine Rolle spielt, und das Konzept sowie die Ausstattung einer Schule hierbei unberücksichtigt bleiben“.

Fraglich aus Sicht des Handwerks sei auch, wie lange man sich in der Region Pforzheim-Enzkreis noch den Luxus erlauben könne, für bestimmt Berufsbilder gleich zwei Berufsschulen vorzuhalten. Im konkreten Fall wurden hier die Ausbildungsberufe Kfz-Mechatroniker und Friseure genannt, die sowohl an der Alfons-Kern-Schule in Pforzheim als auch an der Gewerblichen Berufsschule in Mühlacker beschult werden. Ähnliches gilt auch für die Feinwerkmechaniker, die in Mühlacker und an der Heinrich-Wieland-Schule in Pforzheim beschult werden. Schulstandorte, die nur wenige Kilometer auseinander liegen.

GF Morlock brachte hier die Idee mit ein, die Frage der Zusammenlegung zweier Schulstandorte ggf. mit der Frage nach einem geeigneten Standort für ein sog. „Startercenter/ Berufsinfocenter“ für verschiedenste Ausbildungsberufe zu verknüpfen. Ein Projekt, das in anderen Bundesländern bereits erfolgreich umgesetzt werde.

Wie es mit der Erschließung weiterer Gewerbegebiete im Bereich der Stadt Pforzheim aussieht, wollte KHM Herrmann wissen. Ihn interessierte hier vor allem das Gebiet „Hohberg Süd“, wo seit Jahren Stillstand zu verzeichnen sei. „Momentan ziehen sich solche Projekte immer mehr in die Länge, da man fast täglich mit neuen Einsprüchen zu tun hat und der Schutz von Flora und Faune immer mehr an Bedeutung gewinnt, was dazu führen wird, wass wir in 10-15 Jahren überhaupt keine neuen gewerblich nutzbaren Gebiete mehr erschließen dürfen“, so OB Boch. Was Hohberg Süd anbelangt, ist man seitens der Wirtschaftsförderung guter Hoffnung, trotz knapper personeller Ressourcen die Erschließung weiter erfolgreich vorantreiben zu können.

„Ohne qualifizierte Fachkräfte und ohne ausreichend Gewerbegebiete in der Region wird es künftig immer weniger erfolgreiche Unternehmen geben, die hier ihre Steuern zahlen und damit der Region eine Zukunft geben“, so KHM Herrmann.

Am Ende der Videokonferenz brachte man seitens des Handwerks noch das Thema „Parksondergenehmigungen“ für Handwerker in der Innenstadt zur Sprache. „Diese sind zu teuer und auch zu unflexibel was die Handhabung bei mehreren gleichzeitig in der Innenstadt eingesetzten Fahrzeugen anbelangt“, so Obermeister Butz.  Laut Ordnungsamt darf die Genehmigung nicht kopiert werden, sondern muss im Bedarfsfall zwischen den Fahrzeugen getauscht werden, was natürlich hier und da dazu führt, dass auch mal ein „eigentlich zugelassenes“ Fahrzeug ohne mitgeführtes Originalgenehmigungsschreiben in die Innenstadtzone einfährt. Diesbezüglich erhofft sich das Handwerk hier mehr Verständnis und Entgegenkommen seitens der Stadtverwaltung.  Man verständigte sich darauf, in dieser Sache weiter in Kontakt zu bleiben.