Beratung und Service für das Handwerk

Handwerk vermisst fachliche Kompetenz und klare Rahmenbedingungen

Anlässlich des bundesweiten Aktionstags „Zeit, zu machen“, zu welchem der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) die Handwerksorganisationen und Betriebe animierte, hat die Kreishandwerkerschaft nicht zu Streikationen oder kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen, sonderen das Gespräch mit der Presse gesucht.  „Hiermit erreichen wir ein weitaus größere Aufmerksamkeit, als wenn unsere Betriebe an einem Freitagmorgen um 11 Uhr für 10 Minuten die Arbeit niederlegen“, so Kreishandwerksmeister Frank Herrmann bei seiner Begrüßung zur eigens einberufenen Pressekonferenz.

Zusammen mit seinem Stellvertreter Joachim Butz und KH-Geschäftsführer Matthias Morlock machte man deutlich, wo beim Handwerk momentan der Schuh drückt bzw. was zu der derzeit allgemein zu verspürenden Unzufriedenheit geführt hat. „Uns fehlt es an einem klar erkennbaren, von der Politik vorgegebenem Konzept bzw. verlässlichen, längerfristig ausgelegten Rahmenbedingungen“, so KH-Geschäftsführer Morlock. Kritisiert werden vor allem das ständige Hick-Hack in der Ampelkoalition sowie die meist leeren Versprechungen, die am Ende immer nur weiter zu Verunsicherung in den Unternehmen führten. Zudem wird bemängelt, dass wichtige Entscheidungen meist ohne Einbindung der betroffenen Fachverbände gefasst würden. „Das Heizungsgesetz ist nicht handwerklich schlecht gemacht. Wäre es handwerklich gemacht worden, wäre es gut“, so Obermeister Butz.

Das gelte auch für die aktuelle Schulpolitik. Was Jahr für Jahr mit zunehmend schlechterem Ergebnis der PISA-Test zutage bringt, sei für das Handwerk schon lange nichts Neues mehr: Lehrstellenbewerber hätten zunehmend Schwächen in den naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern. Zudem mangle es vielen an ausreichend Deutschkenntnissen. Das Handwerk fordere daher schon längere Zeit die Wiedereinführung der Grundschulempfehlung sowie eine verstärkte Berufsorientierung an allen Schulen. „Ein führender Wirtschaftsstandort wie Deutschland kann sich eine zunehmend mangelnde Schulbildung beim Nachwuchs nicht leisten, wenn man künftig noch genügend Fachkräfte haben und international mithalten möchte“, so Morlock.

Als derzeit zumindest gefühlsmäßig größter wirtschaftlicher „Stimmungskiller“ wird die ständig weiter ausufernde Bürokratie genannt. „Anstatt endlich mal unsinnige Regulierungen und Verordnungen abzubauen, kommen ständig neue hinzu„, so der sichtlich verärgerte Kreishandwerksmeister. Als Beispiele neuster Bürokratiemonster nennt Herrmann das Hinweisgeberschutzgesetz, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder ein künftig von den Unternehmen vorzulegender Nachhaltigkeitsbericht. „Alles Dinge, die jedes für sich betrachtet durchaus nachvollziehbar sind, aber nicht im gleichen Maße von weltweit agierenden Großkonzernen und Handwerksbetrieben 1:1 gefordert werden können„, so Morlock. Laut Morlock ist die Bürokratie auch mit ein Grund, weshalb sich immer weniger Jungmeister und -meisterinnen gegen eine Selbständigkeit im Handwerk entschieden. „Wir brauchen in den nächsten Jahren aber zig Tausende von Betriebsübernehmern, egal woher, um auch künftig nur einigermaßen Qualität und Versorgungssicherheit im Handwerks gewährleisten zu können“, so Herrmann. Ansonsten gingen schon bald auch in Sachen „Umweltschutz“ und „Klimawandel“ die Lichter aus.