„Die baden-württembergischen Handwerksbetriebe im Land tun wirklich viel, um für junge Menschen attraktiv zu sein“, lobt Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle. Beim Land freilich sieht er Defizite: Die Landesregierung schließe Berufsschulklassen und fasse sie an überregionalen Standorten zusammen. Die Kosten für die in vielen Fällen daraus resultierende Internatsunterbringung müssten zum großen Teil von den Eltern beziehungsweise dem Auszubildenden getragen werden, teilweise springe auch freiwillig der Ausbildungsbetrieb ein.
Handwerksbetriebe seien auf wohnort- und betriebsnahe Berufsschulen als starke Partner in der dualen Ausbildung angewiesen, sagte Möhrle. Man könne eben nicht für einen attraktiven Ausbildungsplatz werben, wenn die Berufsschule über hundert Kilometer entfernt sei, teilweise eine Übernachtung nötig sei und der Auszubildende die anfallenden Kosten zu tragen habe. Hier trage die Landesregierung eine Mitverantwortung: „Es ist eine landespolitische Aufgabe, förderliche Rahmenbedingungen zur Stärkung der Ausbildungsbereitschaft zu schaffen.“
Die Handwerksbetriebe im Land seien bereit, einen Teil der Kosten zu tragen. Schließlich gehe es um ihren Nachwuchs. „Wir erwarten aber auch mehr finanziellen Einsatz von der Landesregierung“, forderte Möhrle. Immerhin koste alleine die auswärtige Übernachtung durchschnittlich 36 Euro. Der für derartige Kosten vorgesehene Internatskostenzuschuss des Landes wurde jedoch im Jahr 2008 kontinuierlich gesenkt auf zuletzt sechs Euro: „Das ist lächerlich, gemessen an den tatsächlichen Kosten, und eine nicht zu rechtfertigende Benachteiligung der Berufsschüler gegenüber den Schülern aus allgemeinbildenden Schulen.“ Auszubildende mit auswärtiger Unterbringung dürften nicht länger gegenüber wohnortnah beschulten Jugendlichen benachteiligt werden. Möhrle macht einen Vorschlag zur Güte „Wir teilen uns die Kosten und das Land erhöht seinen Zuschuss auf 18 Euro.“ Dies wäre ein echter Beitrag zur propagierten Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung.