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Kfz-Schiedsstelle feiert 50jähriges Bestehen

Anlass für eine kleine Feier war unlängst das 50jährige Bestehen der Schiedsstelle des Kfz-Gewerbes für die Region Nordschwarzwald. Gegründet am 2. Januar 1974 kann diese ehrenamtlich tätige Einrichtung auf eine echte Erfolgsgeschichte zurückblicken. Aus diesem Grund trafen sich ehemalige und aktuelle Sachverständige der beiden Innungen Pforzheim-Enzkreis und Freudenstadt/Calw im „Seehaus“ in Pforzheim zu einem Pressegespräch mit anschließender kleinen Feier.

Innungsobermeister Timo Gerstel begrüßte die Runde und machte deutlich, welch wichtige Rolle eine solche Einrichtung für Verbraucher und Betriebe gleichermaßne darstellt. Dabei ging er kurz zu den Anfängen zurück und zeigte auf, dass schon damals Justiz und Gerichtsbarkeit teilweise vollkommen überlastet waren mit Streitigkeiten reultierend aus Autoreparaturen oder dem Kauf von Gebrauchtwagen. Das habe sich bis heute noch nicht geändert. Im Gegenteil. In den letzten 10 Jahre hätten sich die Fallzahlen sogar noch erhöht und der Ton zwischen Kunde und Werkstatt sei rauer geworden.

Bereits 1971 nahm die bundesweit erste Schiedsstelle des Kfz-Gewerbes in München ihre Tätigkeit auf. Zwei Jahre später war es dann in Pforzheim soweit. Die Schiedsstelle des Kfz-Gewerbes für die Region Nordschwarzwald wurde gegründet. Sitz seither bei der Innung in Pforzheim. Mittlerweile gibt es bundesweit rund 100 solcher Schiedstellen. Erster Vorsitzender in Pforzheim war Rechtsanwalt Theodor Essig. Im folgte Rechtsassessor Adolf Gielnik, bevor rund 10 Jahre später Rechtsanwalt Martin Lins den Vorsitz übernahm. Er hat bis heute diesen Posten inne.

Die bisherigen Innungssachverständigen waren Erich Prang, Geza Oppenauer, Helmut Wipfler, Peter Sommer und Roland Bechtold. Letztere Beiden sind noch heute im Amt. Erst in diesem Jahr neu hinzugestoßen ist Martin König.

Im Schnitt werden auf der Geschäftsstelle jährlich zwischen 50-60 Fälle bearbeite. Knapp ein Drittel kommt dabei aus dem Gebiet Freudenstadt/Calw. Gut 95% – teilweise sogar mehr – können bereits im Vorfeld geschlichtet werden. Lediglich 1-4 Fälle landen letztendlich pro Jahr vor der großen Schiedskommission. Diese ist besetzt mit je einem Sachverständigen von ADAC, der Deutscher Automobil Treuhand (DAT), dem TÜV oder Dekra sowie einem Innungssachverständigen des Kfz-Gewerbes. Die Verhandlung findet unter Vorsitz eines für das Richteramt befähigten Volljuristen statt.

Über die letzten 50 Jahre konnten so rund 2.500 – 3.000 Streitfälle beigelegt werden, wovon aber nur 100-150 Fälle vor die große Schiedskommission kamen. Die Streitwerte lagen dabei zwischen 100 EUR (Mindeststreitwert) und 45.000 EUR. Grundvoraussetzung, dass die Schiedsstellein imkonkreten Fall überhaupt tätig werden kann, ist die Mitgliedschaft der betreffenden Kfz-Werkstatt in den lokalenKfz-Innung. Nur diese haben sich satzungsgemäß dem Schiedsspruch der Kfz-Schiedsstelle zu unterwerfen. Für den Kunden bleibt auch nach einem gefällten Schiedssprüch noch immer der weitere Rechtsweg offen.

Geschäftsführer Matthias Morlock, der zusammen mit seiner Mitarbeiterin Barbaras Koch auf der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft für das Organisatorische zuständig ist, weiß genau, welche Arbeit dabei die ehrenamtlich tätigen Personen leisten. „Diese Arbeit ist oftmals nicht vergnügungssteuerpflichtig“. Teilweise würden weite Strecken tief in den Nordschwarzwald hinein notwenig und Kunden sowie Betriebsinhaber seinen sich nicht immer wohlgesonnen. Dennoch, so Morlock: „die Sachverständigen unserer Innung arbeiten stets korrekt, neutral und effizient – und das alles kostenlos!“.

„Diese ehrenamtliche Arbeit erspart dem Staat bzw. der Justiz jährlich eine Menge Zeit und Geld… und den Kunden und Werkstätten nebenbei noch eine Menge Ärger“, so Obermeister Gerstel.

Das Bild zeigt von links: Peter Sommer (Innungssachverständiger), Timo Gerstel (Innungsobermeister Pforzheim-Enzkreis), den Innungsgeschäftsführer Matthias Morlock sowie Schiedsstellenvorsitzenden Martin Lins und Ehrenobermeister Jürgen Kellenbeger (alle drei Pforzheim-Enzkreis) sowie Innungsobermeister Eberhardt Röller und Ehrenobermeister Willi Klumpp (beide Freudenstadt/Calw).

Bild: Jürgen Peche