Beratung und Service für das Handwerk

Shopfloormanagement und Azubimangel

Gleich zu Beginn des Jahres hat die Metall-Innung Pforzheim-Enzkreis ihre Mitglieder zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Obermeister Thomas Hagenlocher konnte dann auch gut ein Drittel der Mitgliedsbetriebe im „Goldenen Ochsen“ in Bauschlott begrüßen. Sein besonderer Gruß galt neben Kreishandwerksmeister Rolf Nagel auch der Referentin Beate Karcher, Personalberaterin Handwerk 2025 (Bild stehend). Wie man passende Mitarbeiter findet und diese an den Betrieb bindet bzw. wieder mehr Lehrlinge bekommt stand im Mittelpunkt ihres Vortrags. Dabei ging sie insbesondere auf eine neue Methode der Mitarbeiterkommunikation ein, dem sogenannten Shopfloormanagement. Hierbei sollen möglichst alle Mitarbeiter, angefangen vom Auszubildenden bis hin zum Werkstattleiter täglich in kurzen, max. 15minütigen losen Zusammentreffen über die wichtigsten Themen des Tages informiert werden. Wobei alle Mitarbeiter aktiv in die Besprechung eingebunden und die Gesprächsergebnisse offen auf einer Tafel für jeden einsehbar visualisiert werden sollten. „Nutzen Sie sämtliches Potential ihrer Mitarbeiter und geben Sie stets auch ein positives Feedback, wenn sich diese aktiv im Betrieb einbringen“. Das gebe jedem ein besseres Gefühl und steigere die Verbundenheit zum Betrieb. „Ihre Mitarbeiter arbeiten im Gegensatz zur Industrie nicht für einen Markennamen oder ein Markenprodukt, sondern ganz allein für Sie als Person“, so die Betriebsberaterin. Wenn von den Chefs keine Anerkennung zurückkomme, suchten sich die Mitarbeiter ganz schnell einen neuen Arbeitgeber. Solch weiche Faktoren spielten oftmals eine mindest ebenso wichtige Rolle wie der reine Verdienst. „Ein toller Chef oder Chefin und ein tolles Betriebsklima sprechen sich schneller rum, als das bloße Gehalt“. Und gerade Jugendlichen seien hierfür sehr empfänglich.

Die genaue Entwicklung der Ausbildungszahlen der letzten Jahre im Metallhandwerk wurde dann von Studienrat Jens Leubner von der Alfons-Kern-Schule dargelegt. Demnach stehen in der aktuellen Winter-Gesellenprüfung lediglich noch 5 Auszubildende zur Prüfung an. Erschreckend sei hierbei vor allem auch die hohe Abbrecherquote. Demnach haben in den letzten Jahren mehr als die Hälfte der Auszubildenden im Metallhandwerk ihre Lehre abgebrochen. Manche schon nach wenigen Wochen, andere erst kurz vor der Prüfung. Die Gründe seien vielfältig und oftmals nicht nachvollziehbar. Bei der sich anschließenden Diskussion wurde seitens der Betriebe auch die Berufsfachschule, also das erste Lehrjahr in Form einer Vollzeitschule, in Frage gestellt. Viele wünschten sich hier von Beginn an das duale Ausbildungssystem, also einen Lehrvertrag gleich vom ersten Tag an. Viele Jugendliche, und hier gerade die schon etwas älteren und auch besseren, ließen sich von der Tatsache abschrecken, dass sie das erste Lehrjahr voll an der Schule verbringen müssten und hierfür nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhielten.

Man will nun eine Arbeitsgruppe bilden, welche sich intensiv mit dieser Problematik beschäftigt und deren Ziel es ist, wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Metallhandwerk zu interessieren. Das Metallhandwerk müsse wieder mehr in die Öffentlichkeit und den jungen Menschen zeigen, was für ein toller Beruf der Metallbauer sei.

Innungsgeschäftsführer Matthias Morlock informierte die Mitglieder noch über das Jahresrechnungsergebnis sowie den Haushaltsplan für 2020. Beides wurde von den Mitgliedern einstimmig abgesegnet. Am Ende der Sitzung informierte die SIGNAL IDUNA noch über ein neues Projekt, wo auf Bundesebene in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Handwerksverbänden gezielt auf die Bedürfnisse der einzelnen Handwerksbranchen eingegangen und branchenspezifische Leistungspakete für deren Handwerksbetriebe geschnürt werden.