Das Versprechen wurde von Frau Stefanie Seemann, Abgeordnete der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg, bereits beim letzten Politischen Saueressen im Juli vergangenen Jahres gegeben und jetzt wahrgemacht: Kultusministerin Theresa Schopper war zu Gast bei der lokalen Kreishandwerkerschaft im Haus des Handwerks. Und das aus gutem Grund. Denn Themen wie Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen sowie Gleichstellung von gewerblicher und akademischer Ausbildung sind heute wichtiger denn je.
Kreishandwerksmeister Frank Herrmann und KH-Geschäftsführer Matthias Morlock freuten sich daher, neben Ministerin Schopper und der Landtagsabgeordneten Seemann auch noch eine Reihe weiterer Gäste begrüßen zu dürfen. Allen voran
Joachim Wohlfeil, Präsidenten der Handwerkskammer Karlsruhe
Dr. Birgitta Nick, Leiterin der Alfons-Kern-Schule Pforzheim
Claudia Schlütter und Dominic Bäuerle vom Amt für Schule und Sport
Volker Traub, Leiter Staatliches Schulamt
sowie Vertreter des Regierungspräsidiums und des Fortbildungsinstitutes ZSL
als auch div. Vertreter lokaler Innungen.
In dem rund 90minütigen Gespräch wurden seitens des Handwerks folgende Themen mit der Ministerin diskutiert:
- Gleichstellung gewerblicher und akademischer Ausbildung – offizielle und bundesweite Anerkennung der Titel „Bachelor professional“ (für Handwerksmeister) sowie „Master professional“ (für Handwerksmeister mit Zusatzausbildung Betriebswirt im Handwerk)
- Finanzielle Unterstützung von Bildungszentren des Handwerks und gewerblicher Berufsschulen inkl. Ausbau entsprechender Wohnheime für Auszubildende
- Günstige, flächendeckende und länderübergreifende Azubi-Tickets für Bus und Bahn
- Stopp des Akademisierungswahns – nicht jeder, der das Abitur schafft, muss auch studieren!
- Berufsorientierung (BO) an alle Schulen – Öffnen der Gymnasien fürs Handwerk
- Etablierung beruflicher Kompetenzen in der Lehreraus und -fortbildung
- Verpflichtende Weiterbildungsangebote für BO-Lehrer
- Schaffung einer Informationsplattform des Landes zur Orientierung in der gewerblichen wie akademischen Ausbildung gleichermaßen
- Beratungsangebote für Karrierewechsler (Studienabbrecher) an Hochschulen
- Einführung der sog. Einfachen Sprache bei Prüfungsaufgaben bzw. in Fachbüchern
- Asylandten/Flüchtlinge ausbildungsfähig machen – Sprachkurse und Zusatzunterricht
In seinem Schlusswort verdeutlichte Kreishandwerksmeister Herrmann nochmals den Ernst der Lage, in dem er darauf hinwies, dass aufgrund der demografischen Entwicklung bereits in wenigen Jahren bis zu 30 Prozent der mittelständischen Unternehmen vom Markt verschwinden werden, da es zu wenig Fachkräfte als auch zu wenig Betriebsübernehmer bzw. -neugründer geben wird. „Im ländlichen Raum werden Sie in absehbarer Zeit u. U. keinen Installateur mehr finden, der Ihnen ihre marode Heizung repariert, wenn sie mal wieder streikt, oder den Wasserrohrbruch behebt, wenn’s durch die Decke tropft. Von frischen, handwerklich gefertigten Produkten eines lokalen Bäckers oder Metzgers ganz zu schweigen“. Und mit der Energiewende und dem Klimaschutz werde es dann auch nichts werden. Zumindest nicht in der von der Politik gesetzten Zeitschiene.